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Täschhorn & Dom | Traverse - Alpine Momente für die Ewigkeit

 

Manche Augenblicke bleiben. Für immer. 

 

Es war die letzte "große Bergfahrt", die Moritz und ich unternehmen sollten. Berufliche Herausforderungen, Corona & unser Hausbau haben dazu geführt, dass wir seit 2019 nicht mehr unterwegs waren. Diesen Sommer sollte es wieder soweit sein, durch die Nordwand sollte es auf den Badile gehen, war er doch schon lange eines unserer gemeinsamen Ziele. Mit dem Fahrrad von Innsbruck aus und wieder zurück, so wie einst der große Hermann Buhl. Nur halt als Seilschaft und mit einem größeren Zeitfenster.

 

Es kam anders. 

Im Mai verlor Moritz bei einem tragischen Bergunglück sein Leben. Und ich einen sehr vertrauten Bergpartner, mit dem mich mehr als nur ein Seil verband. 

Was bleibt, sind Erinnerungen an großartige Momente.

 

So wie bei dieser Tour. 

Das Täschhorn hinter uns, den Dom und den Abstieg im Visier!  Ein großer Moment auf einer epischen Tour!
Das Täschhorn hinter uns, den Dom und den Abstieg im Visier! Ein großer Moment auf einer epischen Tour!
Im oberen Drittel des Frendo-Pfeilers, rechts der Bildmitte - bewegt man sich bei normalen Bedingungen im Firn & Eis. Ein Einstieg wäre sehr riskant gewesen.
Im oberen Drittel des Frendo-Pfeilers, rechts der Bildmitte - bewegt man sich bei normalen Bedingungen im Firn & Eis. Ein Einstieg wäre sehr riskant gewesen.

Die nicht im Wallis begonnen hat, sondern wie schon recht häufig in den vergangenen Jahren in Chamonix. Das Wetter gut, die Vorhersagen auch und damit einhergehend auch die Stimmung von Moritz und mir. Der Frendo gehört uns, wird ja auch Zeit. 

Zu meiner/unserer Chamonix-Routine zählt immer der Gang ins Bergführer-Büro, um sich nach den Verhältnissen zu erkundigen. Was eigentlich nur eine Formalität sein sollte, erdete uns sehr schnell. Die Bedingungen am Frendo-Pfeiler wären so erbärmlich, hieß es, dass von einer Begehung eindringlich abgeraten wird.

  

Das letzte Drittel ist sehr aper, brüchig und permanentem Steinschlag ausgesetzt. Eine Fahrt zur Mittelstation der Aiguille du Midi und ein Blick auf den den Pfeiler ließen uns umplanen. 

Also neues Ziel. Lukas empfahl uns die Überschreitung der beiden Gipfel Grand Charmoz und Aiguille du Grepon. Okay, dann probieren wir halt das. 
 

Genau dabei blieb es dann letztendlich auch. Beim probieren.  

Nachdem der Weg über den Gletscher und der Zustieg auf den ersten Felsrücken nicht so einfach zu finden war, haben wir den zweiten Gletscherteil und den Übergang in das Couloir gut gefunden und gemeistert. Wir sind dann zu weit rechts in die Route eingestiegen und irgendwann ging's dann net mehr voran. 

Nach kritischem Blick auf die Uhr waren wir uns einig, den geordneten Rückzug anzutreten, der dann ohne Probleme verlief. 

 Und was nun? Alles eigentlich richtig entschieden und doch nichts "gerissen". Enttäuschung machte sich breit. 

 

Moritz hat die Idee, das Gebiet zu wechseln und die Täschhorn/Dom-Traverse zu versuchen. Die steht recht hoch auf seiner Bucket-List und nach einer weiteren Nacht im Zelt hoch oben über Chamonix waren wir zwar nicht viel, aber doch ein wenig akklimatisiert. 

Also "let's give it a try" , wie man in Frankreich so sagt ;-) 

 

Ein letzter Blick zurück zur Täschalp und noch viele Höhenmeter vor uns
Ein letzter Blick zurück zur Täschalp und noch viele Höhenmeter vor uns

Morgens folgte dann der Abstieg mit der ersten Bahn, dann ging es mit dem PKW ab ins Wallis zum  Ausgangspunkt unserer Tour, der Täschalp.

Dort warteten 1.650 Höhenmeter Zustieg zum Mischabeljochbiwak, unserem Heim für die kommende Nacht. 

Wir starteten gegen 13.00 h den anstrengenden Fußmarsch, der uns über einen Wanderweg, ein Geröllplateau und den anschließenden Gletscher zum Tagesziel führte. Gegen 18.00 Uhr empfing uns wohlige Wärme im Biwak, andere Alpinisten hatten den Ofen bereits in Gang gebracht. 

Myself at Täschhorn-Summit...
Myself at Täschhorn-Summit...

"The early bird catches the worm", erst recht bei einer so langen Tour. 

 

Also sind wir früh raus, die Bedingungen waren hervorragend. Wir haben uns gut gefühlt und haben am Grat relativ schnell das Seil eingepackt, da die Felsqualität hervorragend war und die Kletterschwierigkeiten im moderaten Bereich lagen.  

Am Gipfel dann die Frage, ob wir den Grat zum Dom gehen sollen. Antwort: Wir gucken mal, was geht. Nach einigem gucken und gehen konnten (und wollten) wir auch net mehr umkehren. Die Anforderungen waren recht alpin, aber dafür waren wir ja hier ;-)  

Moritz & Domgipfel. Schaut gut aus... ;-)
Moritz & Domgipfel. Schaut gut aus... ;-)

War der Abstieg ins Domjoch zum Teil eine Firn und Eistour, änderte sich das im Auftieg zum Dom, wir waren ausschließlich im Fels unterwegs.

Dieser war allerdings im Gegensatz zum Täschhorn-Südost-Grat nur von sehr übersichtlicher Güte. Überall Bruch, wir mussten daher sehr vorsichtig agieren. 

Last noch least ging es sich aber gut aus und am frühen Nachmittag waren wir dann "obi" am Dom, mit 4.545 Metern dem höchsten Berg, der sich komplett auf Schweizer Boden befindet. 

 

Vor uns lang der lange Abstieg. EIn elender Schneehatscher mit Gegenanstieg zum Festijoch. 

Von dort aus stiegen wir in den über den relativ steilen Felsrücken auf den Festigletscher ab. 

Dort mussten wir aufgrund des durchweichten Firns und der großen Spalten wirklich gut aufpassen, dass im letzten Abschnitt nichts mehr passiert. 

 

Am frühen Abend erreichten wir die Domhütte, glücklich über die grandiose Tour wurde gut zu Abend gegessen und getrunken. Wobei wir nach zwei Bier dann doch relativ früh sehr müde ins Bett gefallen sind... ;-) 

 

Am nächsten Morgen folgte der Abstieg Richtung Randa. Auch nochmal 1.500 Höhenmeter, die im Schwung des Erfolges natürlich wie im Flug vergingen.   

Fazit: Eine sehr "ehrliche" Tour und ein absolutes Erlebnis-Highlight. Es braucht den richtigen Partner dafür, der auf so'n Scheiß' ebenso Bock hat, wie man selber. 

Danke Mo. War mir eine Ehre.  

Mach's gut da oben.