Guat schaut's aus, das Wetter... :-)
Guat schaut's aus, das Wetter... :-)

EIS / 10.03.2015

 

"No rose without a thorn"

 

Jean-Christophe Lafaille, der berühmte französische Bergsteiger, sagte einmal, dass "man akzeptieren muss, dass die Berge Bedingungen stellen, wenn man sie liebt". 

 

Tja, so kann man die Abfuhren, die ich das ein oder andere Mal in Chamonix erfahren habe, auch beschreiben. Meine Geduld bzw. Hartnäckigkeit wurde schon auf eine harte Probe gestellt, bevor ich dort das erste Mal richtig "Hand an den Felsen" legen durfte.

 

Aber eines vorab: Es sollte sich lohnen. 

 

Über Chamonix an sich muss man hier ja nicht so viel schreiben.  Jeder von uns kennt dieses kleine Städtchen im Tal der Arve, das mit seiner Mixtur aus häßlichen Betonbausünden der 70er , einer durchaus charmanten - aber meist überfüllten -  Altstadt und einer Herschar von Touristen nicht unbedingt viel zu bieten hat.

 

Wenn, ja wenn er nicht da wäre: Der Mont Blanc, mit 4.810 Metern der höchste Berg der Alpen mitsamt seinen vielen Gipfeln nebendran. Hier wurde Klettergeschichte geschrieben: Rebuffat, Buhl, Messner, Gabarrou und Co. haben hier alle ihre Fußspuren hinterlassen. Ein magischer Ort, der jeden Bergsteiger in seinen Bann zieht. Mich auch? Na freilich :-).

 
2011 habe ich auf der Autoroute du Rhone bei Martigny zum ersten Mal den Blinker gesetzt, um mich 60 kurvige Minuten später in die weltberühmten, scharfen Grate dieser wilden Berglandschaft zu verlieben. 

 

Der "weiße Monarch" himself war das Ziel, das ich mir mit Martin, einem Bekannten aus der Kletterhalle, gesetzt hatte. Damals befand ich mich noch im Hochtourenmodus und trotz meiner übersichtlichen Erfahrung sollte der Normalweg über die Gouterhütte eigentlich gehen. Eigentlich.

 

Akklimatisiert hatten wir uns im Wallis, Wildstrubel und die Überschreitung des Allalinhorns waren eine gute Basis für den höchsten Berg der Alpen. Leider hatten mein 4. und 5. Lendenwirbel etwas dagegen. Meine alte Bandscheibenverletzung sagte mir bereits am Wildstrubel "Hallo" und machte sich - nachdem ich ihr wahrscheinlich zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt hatte - nach dem Allalinhorn vehement bemerkbar. Nachdem ich es elend langsam aus dem Zelt geschafft hatte und unter größten Mühen Socken, Hose und Schuhe endlich saßen, ließ ich mich vom örtlichen Arzt mit Wärmepflastern und reichlich Diclophinac versorgen.

 

Nachdem etwas Besserung eingetreten war, fuhren wir trotzdem nach Cham. Dort angekommen versprache die Wetterprognose nur noch zwei Tage gutes Wetter und danach einen Wetterumschwung. Hier noch irgendetwas erzwingen zu wollen, machte keinen Sinn, so traten wir die Heimfahrt an.    

Zeltplatzidylle made in Cham :-)
Zeltplatzidylle made in Cham :-)
Oben san ma! Martin & ich am Wildstrubel
Oben san ma! Martin & ich am Wildstrubel
Da isser...
Da isser...

2012 der nächste Versuch. Im Mai hatte ich ein verlängertes Wochenende zur Verfügung, Martin und ich fuhren trotz unsicherer Wetterprognose die 1.000 Km ins Herz der Alpen. Nach eine kurzen Nacht im Auto ging es mit der Bahn hoch zur Aiguille du Midi, unterhalb der Südwand platzierten wir unser Zelt mit dem Ziel, im kombinierten Gelände einige Touren machen zu können. 

 

Als das Basecamp stand, fing es an zu schneien, am nächsten morgen hatten sich 30cm Neuschnee angesammelt. Nach kurzer Rücksprache mit einem von der Cosmiques Hütte kommenden Bergführer entschieden wir uns für den Rückzug. Noch am gleichen Tag fuhren wir heim. 2.000 Km und noch nicht mal den Bergschrund gesehen. Na klasse, Schröder. Bist echt 'nen Held. Wenigsten hat Martin nen' klasse Bild vom Zelt gemacht.

Weiter ging es im Januar 2013. Hatte bei Amical Alpin das Eiskletter-Camp gebucht, welches bei mir bleibende Erinnerungen hinterlassen hat... :-)

 

Ziel war es, das Abris Simond-Biwak neben der Cosmiques Hütte als Basecamp nutzend,  einige schöne Couloirs am Triangle du Tacul bzw. an der Ostseite des Taculs zu klettern. Wir trafen uns am Sonntagabend mit dem von Amical eingesetzten Bergführer Herbert Wolf in Chamonix, verbrachten dort die erste Nacht und starteten am Montag mit der Bahn auf die Midi.

 

Den Moment, als ich dort aus der Gondel gestiegen bin, werde ich vermutlich nicht vergessen. Noch nie in meinem Leben habe ich solch eine Kälte gespürt. Für den Montag sind wir aufgrund der extremen Temperaturen (so -25 Grad) nur noch ins Biwak gequert, in welchem wir uns so gut wie möglich erwärmt haben. 

 

Der Dienstag begrüßte uns mit wolkemlosem Himmel, arktischen Temperaturen wie am Vortag, dies noch garniert mit einer Windgeschwindigkeit zwischen 30 und 50 km/h. Wir wollten trotzdem einen Versuch starten und pickelten in der Flanke der Pointe Lachenal etwas herum. Nach einer Seillänge hatte ich genug. Die Kälte kroch mir überein hinein, meine Füße fühlten sich an wie eisige Klumpen.

 

Am nächsten Morgen stiegen wir mit der gesamten Gruppe ab. Ergebnis der zwei Tage Hochgebirge: Erfrierungen an den Zehen, die mir im Nachgang noch ca. 3 Monate zu schaffen gemacht haben.

 

Und schöne Bilder zur Entschädigung, wie ihr hier seht...

Für den März 2015 verabredete ich mich dann mit dem Belgier Filip, einem absoluten Westalpenspezialisten, der mittlerweile alle 48 schweizer 4000er bestiegen hat. Darüber hinaus natürlich noch einige in Frankreich, und das meist nicht über den Normalweg, sondern über schwierige Routen.

 

Das Wetter sollte - endlich einmal - auch voll mitspielen.

 

Als Basecamp wählten wir die Cosqmiques Hütte, von dort aus sollten uns an drei aufeinanderfolgenden Tagen drei Touren gelingen. Zum Einstieg wählten wir das Chere Couloir am Triangle du Tacul (sehr gutmütige WI4), danach folgten das Gabarrou-Albinoni am Tacul (WI4+, TD-) und das Jaeger-Couloir am Tacul (D).

 

Die Bedingungen waren fantastisch, die Szenerie ebenfalls. Diese Tage machten auf jeden Fall "Lust auf mehr", mein beständiges Werben hatte sich also gelohnt :-)